Die Baumweg-App in Nagold

Digitaler Stadtführer

Baumweg-App in Nagold: Wenn Bäume ihre Geschichten erzählen

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Tim Richter
Tim Richter ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Was verbindet eine Linde mit einem Vulkanausbruch in Indonesien? Wie kommt die Esche zum Sand aus dem Schwarzwald? Die Baumweg-App in Nagold gibt Spaziergängern Antworten.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Stadt Nagold (Kreis Calw) haben gemeinsam die sogenannte Baumweg-App veröffentlicht. In der App wird die Geschichte von 25 Bäumen vorgestellt, die alle an markanten Orten in Nagold stehen. Das Besondere: jeder einzelne Baum erzählt seine Geschichte. Teils reichen die Erzählungen bis zu 200 Jahre zurück.

Baumweg-App in Nagold: Von Vulkanausbrüchen und Überschwemmungen

An einem viel befahrenen Kreisverkehr, direkt neben einem Friedhof, finden sich die Überreste der rund 200 Jahre alten Hungerlinde. Mehrere hundert Autofahrer kommen hier täglich vorbei. Die Geschichte des Baums kennen wohl die wenigsten. Auch deswegen hat Thomas Ebinger vom BUND die App ins Leben gerufen.

Die Hungerlinde wäre jetzt um die 200 Jahre alt - nur noch die Überreste um den neuen Baum und die Geschichte aus der App erinnern an den alten Baum.
Die Hungerlinde wäre jetzt um die 200 Jahre alt - nur noch Reste erinnern an den alten Baum. Die Baumweg-App erzählt die ganze Geschichte.

Denn die ehemalige Hungerlinde hat viel zu berichten. Dass sie gepflanzt wurde, hängt nämlich mit einem Vulkanausbruch zusammen. "Im Jahr 1815 ist in Indonesien ein Vulkan ausgebrochen, der zu einem Sommer ohne Sonne geführt hat, mit riesigen Missernten". Als es wieder die ersten großen Ernten gab, haben die Menschen damals aus Dankbarkeit diese Hungerlinde gepflanzt, so Ebinger.

Thomas Ebinger testet auf seinem Handy die neue Baumweg-App in Nagold.
Thomas Ebinger vom BUND testet auf seinem Handy die neue Baumweg-App.

25 Bäume erzählen ihre Geschichte in der App. Unter anderem auch eine Esche. Sie berichtet von ihrer Jugend in den 1920-er Jahren, als die Nagold noch ungezähmt war. Bei Hochwassern brachte sie tonnenweise Sand aus dem Schwarzwald. Auch ein 60 Jahre alter Mammutbaum im Stadtpark erzählt von regelmäßigen Überschwemmungen.

Vom Flyer zur Baumweg-App

Einen Baumweg durch Nagold, das gab es schon vor knapp 20 Jahren. Damals war das Projekt noch als Broschüre umgesetzt. Warum nicht einfach mit der Zeit gehen und das Projekt in eine App umwandeln, dachte sich Thomas Ebinger. Also ging er auf seinen Bekannten und Programmierer Karsten Lamprecht zu, um den Bäumen auf den Handys eine Extraportion Leben einzuhauchen.

Wie klingt ein Baum?

Das stellte Ebinger und Lamprecht vor eine neue Herausforderung: Wie sollen die Bäume sich anhören? "Wir haben gedacht, schauen wir mal nach Sprechern, die eine gewisse Bindung zu dem Thema haben", erklärt Lamprecht dem SWR. Also haben sie sich in Nagold nach passenden Stimmen umgehört.

Und so kommt es, dass beispielsweise der amerikanische Mammutbaum von einem Nagolder mit amerikanischen Wurzeln gesprochen wurde. Für das Chinesische Rotholz hat eine Nagolderin mit chinesischem Hintergrund eine passende Stimme. Und Karsten Lamprecht wurde zur Fichte: "Dass ich jetzt die Fichte gesprochen habe, hängt vielleicht damit zusammen, dass ich von eher dürrer Gestalt bin und ziemlich lang. Das passt ganz gut zur Fichte."

Bäume mit Geschichte schützen

Seine Fichte kann aber nur aus dem Jenseits sprechen. Vor einigen Jahren musste sie der Landesgartenschau weichen. Ihr Schicksal ist nun in der App verewigt.

Karsten Lamprecht und Thomas Ebinger unterhalten sich über die Baumweg-App in Nagold.
Die beiden Erfinder der Baumweg-App: Karsten Lamprecht und Thomas Ebinger.

Unser Ziel war, durch so einen kleinen Stadtführer, diesen Bäumen so eine Wertigkeit zu geben, dass es vielleicht ein gewisser Schutz ist.

Auch der Mammutbaum drohte wegen eines Fußgängerwegs gefällt zu werden. Letztlich blieb der Baum erhalten - dank des Flyers. Der Weg wurde versetzt. "Dieser Baum hat dem alten Nagolder Baumweg sein Leben zu verdanken", bekräftigt Thomas Ebinger.

Beinahe musste der Mammutbaum der Landesgartenschau weichen - dank des Baumwegs steht er noch immer.
Beinahe musste der Mammutbaum der Landesgartenschau weichen - dank des Baumwegs steht er noch immer.

Jetzt kann er im Stadtpark in Ruhe weiter wachsen. Insgesamt könnte der Baum bis zu 3.000 Jahre alt werden. Was der Baum über sein Leben in Nagold wohl noch so alles beobachten wird?

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