Kein Flanieren, kein Spazieren, kein Dahinschlendern – sondern Olympischer Leistungssport. Profigeher sind mit 15 km/h unterwegs, das sind 10 Kilometer unter 40 Minuten. Aber Gehen ist viel mehr als nur schnelles Spazieren. Es ist technisch hoch anspruchsvoll und unterliegt strengen Regeln.
So funktioniert das Gehen
Gehen ist die einzige technische Ausdauersportart in der Leichtathletik. Die Trainingsumfänge sind enorm: Bis zu 7.000 Kilometer legen Profis im Jahr zurück, umrunden in ihrer Karriere drei bis viermal den ganzen Planeten. Beim Gehen sind vor allem zwei Dinge wichtig.
Erstens: Einer der beiden Füße muss immer am Boden bleiben. Nicht wie beim Joggen, wo man für kurze Zeit abhebt. Beim Gehen darf man mit dem bloßen Auge nicht erkennen, dass man die Bodenhaftung verliert. In der Zeitlupe würde man sehen, dass beide Füße trotzdem für einen Wimpernschlag den Boden verlassen. Eine kleine aber erlaubte Grauzone.
Zweitens: Das Bein muss zeitweise gestreckt sein. Und zwar von dem Moment, bei dem der Fuß auf dem Boden aufsetzt bis zur senkrechten Position. Das Knie darf in dieser Zeit nicht gebeugt werden.
Regeln: Wer falsch geht, der steht
Wer schummelt bekommt Ärger. Dafür sorgen die Gehrichter. Die schauen ganz genau hin, kontrollieren jeden Schritt. Wenn ein Athlet oder eine Athletin das Bein nicht streckt oder vom Boden abhebt, haben die Gehrichter zwei Möglichkeiten.
Sie können mit einer gelben Kelle verwarnen, dann passiert erstmal nichts. Aber der Geher weiß, dass er aufpassen muss. Oder die Gehrichter melden mit einer roten Karte direkt einen Regelverstoß. An der Strecke gibt es mehrere dieser Gehrichter. Sie können pro Athlet und pro Verstoß eine rote Karte an den Gehrichter-Obmann weitergeben. Der lässt den Verstoß auf einer Anzeigetafel vermerken, so dass alle Teilnehmenden Bescheid wissen. Bei drei roten Karten gibt es eine Zeitstrafe. Bei der vierten roten Karte: Over and Out, Disqualifikation.
Das sind die Strecken
Damit die Gehrichter den Überblick behalten können, finden Gehwettbewerbe immer auf einer Runde statt, die nie länger als 2 Kilometer ist. Bisher gab es bei internationalen Wettbewerben, wie den Olympischen Spielen, die 20 Kilometer und die 50 Kilometer. Das wurde jetzt geändert: Bei Welt- und Europameisterschaften gibt es neben den 20 Kilometern nur noch eine 35 Kilometer-Strecke.
Damit wurde eine Olympische Disziplin gestrichen. Und das Gehen wird bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris auch noch zum Experimentierfeld: Statt der 35 Kilometer-Strecke soll es nun neben den 20 Kilometern eine Mixed-Staffel geben. Ob die dann in Zukunft bleiben wird, ist noch offen.
Wohin geht das Gehen?
Das Gehen ist im Umbruch. Medial findet die Sportart kaum Aufmerksamkeit, obwohl sie früher in Großbritannien lange zu den beliebtesten Zuschauersportarten zählte. Der Weltverband und die nationalen Verbände wollen den Sport wieder attraktiver machen. Welche Strecken und Regeln es dafür im nächsten olympischen Zyklus geben wird, bleibt bisher offen.